Politikwissenschaft und Zombies
Zombies! Was nun?
Wie die internationale Staatengemeinschaft auf einen Angriff der lebenden Toten reagieren könnte.
Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Eine tödliche Bedrohung hält die Menschen aller Länder in Atem und damit auch die Politiker der internationalen Staatengemeinschaft. Transnationale Katastrophen benötigen transnationale Problemlösungen. Und das Problem hat einen Namen: Zombies!
Anders als für Vampire und Dämonen gibt es für die wandelnden Toten tatsächlich so etwas wie eine wissenschaftliche Grundlage. Zombieforscher und -autoren wie Max Brooks, der die Buchvorlage für Brad Pitts Blockbuster World War Z verfasste, beschäftigen sich schon seit langem damit, wie eine Zombieapokalypse aussehen könnte und wie sie aufzuhalten wäre. Zombies sind also biologisch definierbar: ein blutrünstiges willenloses Etwas in Besitz eines ehemals menschlichen Körpers. Und sie sind vor allem wegen ihrer drei zentralen Merkmale ein internationales Sicherheitsrisiko.
1. Zombies verlangen nach Menschenfleisch, sie essen keine Artgenossen.
2. Zombies können nur getötet werden, indem ihre Gehirne vernichtet werden.
3. Jeder Mensch, der von einem Zombie gebissen wird, wird unausweichlich selbst ein Zombie.
Die Zombies, wie eben definiert, bedrohen also Menschen in allen Teilen der Welt. Doch wie reagieren die internationalen Regierungen auf die unerwartete Bedrohung? In der Politikwissenschaft gibt es mehrere vorstellbare Szenarien, die der Politologe Daniel W. Drezner in seinem Buch Theories of International Politics and Zombies zusammenfasst. Eine Auswahl davon:
Die Realpolitik der lebenden Toten
Die Theorie des Realismus erwartet überhaupt keine Lösung für die Zombie-Apokalypse, nur selbstsüchtiges und strategisches Handeln der bereits mächtigen Staaten. Sie handeln weiterhin rational und wollen den eigenen Nutzen maximieren. Sie instrumentalisieren die Bedrohung um neue Territorien zu besetzen und dort zu intervenieren. Die Zombies sind nur Mittel zum Zweck: Ab wann gibt es aus Sicht der USA genügend Zombies auf Kuba um endlich wieder Truppen senden zu können? Kriege und Konflikte sind vorprogrammiert, die lebenden Toten nur Nebensache.
Regulierung Untoter in einer liberalen Weltordnung
Das Projekt der Zombie-Vernichtung kann nach Ansicht des liberalen Institutionalismus durchaus Vorteile für die Staaten haben. Eine Kooperation um das Problem zu lösen ist notwendig und wahrscheinlich. Wichtig ist es, Trittbrettfahrer loszuwerden, die selbst keine Ressourcen stellen, aber von einer Welt ohne Zombies profitieren wollen. Mit institutionellen Regelungen wie internationalen Verträgen, die jeden Staat rechtlich binden, wäre eine gemeinsame Sicherheitspolitik zur Zombiebekämpfung durchaus denkbar.
Die soziale Konstruktion der Zombies
Weil Werte und Normen sozial konstruiert werden und auch Zombies in einem sozialen Umfeld leben, gibt es zwei wichtige Schritte für die internationale Politik. Erstens: Zombie-Filme und -Romane, die Katastrophenszenarien schildern, müssen auf der Stelle vernichtet werden. Diese Ideen könnten nämlich zu realen Problemen wie Massenpanik und übertriebener Anti-Zombie-Gesetzgebung führen. Zweitens: Zombies müssen auf der Stelle in der Gesellschaft sozialisiert werden. So können ihnen von Anfang an altruistische und friedliche Werte beigebracht werden. Einem Miteinander von Mensch und Zombie steht nur unsere eigene Haltung den Zombies gegenüber im Weg. Und die Tatsache, dass sie hinter unseren Gehirnen her sind. Aber das bekommen wir sicher auch irgendwie geregelt.