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Filmfest 2016

Kino im Marathon

Quelle: © M94.5 / Vera Weidenbach

Wir freuen uns wie Wassereis aufs Filmfest.

Am 23. Juni fällt der Startschuss: Neun Tage verbringen wir im Kinosaal. Hier ein kleiner Vorgeschmack aufs kommende Programm.

So ein Sommer im Kino birgt seine Vorteile: Wenn's draußen endlich richtig heiß wird, sitzen wir gemütlich mit Wassereis und Klimaanlage im plüschigen Kinosessel. Ganz harte Arbeit also, die wir euch ersparen wollen. Deshalb gibt's die heißesten Tipps und größten Flops täglich auf M94.5 - und zum Einstieg ein paar Schmankerl, falls ihr doch selbst mal ins kühle Dunkel fliehen wollt. Das geht vom 23. Juni bis zum 02. Juli.

Arianna (Italien 2015)

Arianna, 19 Jahre alt, wartet noch immer sehnsüchtig auf ihre erste Periode. In den weichen, satten Farben Mittelitaliens, inmitten so fruchtbarer Natur, will sie endlich zu einer "richtigen" Frau werden, und sucht mit dringender Neugier nach ihrer eigenen Identität.
In beinahe jenseitiger Idylle, entrückt  von Alltag, Eltern und üblichen Gewohnheiten, forscht Arianna ihrer Sexualität nach. Dabei bewegt sich der Film mit geduldiger Ruhe auf die Enthüllung zu, die der Zuschauer zu Beginn nur erahnen kann. Er geht respektvoll um mit dem Körper einer jungen Frau, die nicht so recht weiß, wo sie hingehört - und dabei trifft sie bei weitem nicht nur kluge Entscheidungen, oder solche, die hübsch anzusehen sind. Aber Erwachsenwerden ist eben nicht immer schön. nc

Go Home (Belgien, Frankreich, Libanon 2015)

Flüchtlingsgeschichten hört und sieht man dieser Tage viele - aber wie fühlt sich das eigentlich an, nach langem Exil wieder in die Heimat zurückzukehren? Kann ein zerstörtes Heim noch Heimat sein? Eine junge Frau findet nach Jahren des sicheren, behüteten Lebens in Frankreich zurück in die Ruinen ihres alten Elternhauses im Libanon; dort, wo sie aufgewachsen ist, wo Kindheitserinnerungen warten zwischen altvertrautem Gemäuer.
"Go Home" ist still und sensibel im Umgang mit der kriegsgebeutelten Geschichte des Landes. Vieles wird nie direkt angesprochen, nur angedeutet, mit bewusst gesetzten Blicken, Berührungen, den Spannungen innerhalb der Familie. Hauptdarstellerin Golshifteh Farahani ist zu Recht ein Star in ihrem Heimatland Iran. nc

Kästner und der kleine Dienstag (Deutschland, Österreich 2016)


Florian David Fitz in der Rolle des Moralisten Erich Kästner. © Filmfest München 2016

Im Nazi-Deutschland der Dreißiger Jahre möchte der kleine Hans-Albrecht seinem Idol kaum mehr von der Seite weichen. Seit er „Emil und die Detektive“ verschlungen hat, verehrt er den Autoren wie einen Heiligen. Kästner, der sich in erster Linie mit seinen Gedichten einen Namen machen will, gefällt das anfangs gar nicht. Doch ob er es will oder nicht, er bringt seinem Fan so einiges bei.
Kästner ließ in seine Texte oft seine politischen Ansichten einfließen. Dass Schreiben nicht gleich Handeln ist, muss er aber erst von seinem treuen Leser lernen. Hans-Albrecht, mittlerweile ein junger Mann, will alles unternehmen, um seinen jüdischen Freund vor dem KZ zu retten. Der Film ist gespickt mit Zitaten des Autors. Das führt dem Zuschauer - ob groß oder klein – vor Augen, wie viel man von Erich Kästners Werken mitnehmen kann, wenn man es auch wirklich anwendet: Denn „es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ lg
Die ausführliche Kritik lest ihr hier.

Peur de Rien (Frankreich 2015)

Mit 18 Jahren ist Lina gerade frisch aus Beirut nach Paris gezogen, um zu studieren. Die einzige Familie, die sie in Paris hat, sind Tante und Onkel. Doch er bedrängt sie und so flüchtet sie weiter: in die Straßen der Großstadt, in das Getummel von Paris, und so lernt sie das französische Leben kennen. Mal wird Lina zur Partymaus, dann zur Affäre. Sie wird fallengelassen, steht wieder auf. Sie tut alles, was nicht zu ihr zu passen scheint, und lernt sich dabei jedes Mal ein Stückchen besser kennen.
Auch wenn man selbst zu wissen meint, wie Erwachsenwerden funktioniert, nimmt einen das Thema doch immer wieder gefangen. Das liegt vor allem an der Hauptdarstellerin Manal Issa, die Regisseurin Danielle Arbid kurzer Hand per Facebook castete. Genau so wie Lina sind Regisseurin und Hauptdarstellerin nach dem Bürgerkrieg im Libanon nach Frankreich ausgewandert. Vielleicht ist man deswegen so nah dran an Lina und meint, ihr so tief in die Augen schauen zu können - weil sich darin noch so viele andere Schicksale wiederspiegeln. sw

Die Reise mit Vater (Deutschland, Rumänien, Ungarn 2016)


"Die Reise mit Vater", unterwegs im Rumänien der 60er. © Filmfest München 2016

Wer sich ein heiteres Roadmovie erhofft, der wird überrascht sein. Denn das Leben der Familie Reinholtz steht exemplarisch für das Schicksal vieler Bürger des Ostblocks und gewährt dem heutigen Betrachter tiefe Einblicke in die rote Seele des Sozialismus.
Durch eine Reihe von Zufällen landet die Familie in Westdeutschland und trifft auf vom Sozialismus begeisterte deutsche Freigeister. Hier zeigt sich, dass der Film mehr ist, als eine persönliche Geschichte. Sie ist für Regisseurin Anca M. Lăzărescu lediglich die Rahmenhandlung (mehr dazu im Interview). Über allem schwebt der Ost-West Konflikt, der Kampf zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Damit ist der Film eine gelungene Anschauung zweier Weltbilder, ausgetragen auf dem Rücken einer Familiengeschichte, die Hoffnung im Ausland sucht, aber dennoch nicht auf ihre Identität verzichten möchte. ab

Satisfaction 1720 (Dänemark, Norwegen, Schweden 2016)

Für den Dänisch-Norwegischen König errang Tordenskjold 1720 dank Talent und Skrupellosigkeit zahlreiche Siege zur See und wurde dafür zum Vize-Admiral ernannt. Und jetzt soll er gepudert und mit Perücke in der Kopenhagener Oberschicht smalltalken? Lieber tingelt er durch die Schlösser der High-Society und erzählt seine Kriegs-Geschichten. Nebenbei vögelt er, was nicht bei drei auf dem Baum ist, und säuft sich den Frust weg.
Zunächst meint man, Henrik Ruben Genz hat einen Film über Sex, Drugs and Rock-n-Roll im Barockzeitalter gemacht. Doch schnell wird klar, dass der Kriegsheld von einer großen inneren Leere geplagt wird. Grandios stellt Oftebro diesen verlorenen Soldaten dar, der verzweifelt einen Daseinszweck in Zeiten des Friedens sucht. Typisch für den dänischen Film schafft „Satisfaction 1720“ es dabei, ernste mit komischen Elementen genial zu verbinden. mg

Winwin (Österreich 2015)

Wo sie auftauchen, werden sie mit offenen Armen empfangen. Vier amerikanische Investoren sind in Österreich auf Geldscheffel-Tour und reißen sich mit aufgesetzter Freundlichkeit und fieser Verhandlungsstrategie alles unter den Nagel.
"Winwin" ist eine Satire über die Welt der Investoren, in der es nur um Geld geht. Dabei lässt einen der Film, der ohne Drehbuch gedreht wurde, mit seinen vielen skurrilen, zusammenhangslosen Szenen oft komplett ratlos zurück. Doch so verrückt der Film auch ist, so künstlerisch und auf den Punkt gebracht sind die Inszenierungen. Auch wenn man irgendwann gar nichts mehr versteht, machen genau das, sowie die ganz eigene Ästhetik den Charme dieses Films aus. jk

 

Während des Filmfests hört ihr täglich unseren Kinomarathon im Programm, ausführliche Kritiken gibt's zusätzlich jeden Tag online. Außerdem könnt ihr unser Filmfabrik Spezial zum Filmfest München nachhören am 23.06. um 13 Uhr in der Wiederholung, sowie in unserer Mediathek. Infos zu Vorführungsterminen und Tickets findet ihr hier.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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