Home > Kultur > Napoleons Spuren in München
Buchpräsentation

Napoleons Spuren in München

Autor(en): Karolina Brandner , Elisabeth Pohl am Samstag, 17. Oktober 2015
Tags: , , , ,
Quelle: Karolina Brandner

Thomas Schulers neues Buch

Wechselhaft und schicksalsreich: So war die Beziehung zwischen dem Franzosen und den Bayern. Jetzt ist darüber ein Buch geschrieben worden.

Am Eingang zum Königssaal im Bayerischen Hof salutieren den Besuchern bereits zwei historisch gekleidete Soldaten entgegen: Chevaulegers, früher typisch für das bayerische Regiment. Betritt man den Saal schließlich, fällt sofort der funkelnde Kronleuchter ins Auge, der sich mit dem glänzenden Stuck an den Wänden einen Wettstreit liefert. Lange, schwere Vorhänge an den Fenstern rahmen das prunkvolle Ambiente ein. Dann wird es still und eine Pianistin stimmt die Marseillaise an.

Bayerns Bündniswechsel

Es war die gelungene Inszenierung eines Buches, das sich in die lange Geschichte der Literatur rund um die bereits vielseitig beleuchtete Person Napoleons einreiht. Der Historiker und Publizist Thomas Schuler stellte Anfang Oktober sein Werk über "Napoleon und Bayern" vor. Zusätzlich trägt es ein Zitat von Kronprinz Ludwig I. im Titel: "Wir sind auf einem Vulkan".

Ludwig I. beschrieb die Lage Bayerns unter Napledamit damit sehr treffend. Bayern stand zunächst auf der Seite des großen Franzosen und wechselte gerade noch rechtzeitig die Seiten, bevor Napoleons Blütezeit zu Ende ging. Was sich durch das Bündnis in jenen 26 Jahren veränderte, beschreibt der Autor an diesem Abend in einem eindrucksvollen Vortrag.

Historische Hochkaräter

Neben anschaulichem Kartenmaterial und vielen Bildern lockerten einige vortragende Gäste den Abend auf. Zusätzlich zu einer Vetreterin der Palm-Stiftung waren auch eine Hand voll historische Persönlichkeiten geladen, die Thomas Schuler an geeigneter Stelle auf die Bühne holte und so für sein Buch eine geschickt in Szene gesetzte Kulisse baute.

So waren zum Beispiel der französische Generalkonsul Jean-Claude Brunet sowie Fürst Carl Friedrich von Wrede mit dabei. Letzterer ist ein Nachfahre des Generalfeldmarschalls Carl Philipp von Wrede, der sich einst in den napoleonischen Kriegen hervortat.

Feldmarschall oder Nicht-Feldmarschall?

Den Münchnern ist der Feldmarschall aus der Feldherrnhalle bekannt. Zu Recht? Der Autor Lion Feuchtwanger sprach dem Fürsten von Wrede einst in seinem Roman "Erfolg" diese Bezeichnung ab. Thomas Schuler führte das auf den Kampf bei Hanau zurück, den der Feldherr in nur einer einzigen Schlacht gegen Napoleon verlor.

Als Fürst Carl Friedrich von Wrede zu Wort kam, verteidigte er seinen Vorfahren jedoch. So sei er in der Zeit sowohl vom damals noch Verbündeten Napoleon als auch vom bayerischen König Maximilian I. Joseph, der damals der oberste Heer befördert und ausgezeichnet worden. Das geschah nicht grundlos, meinte Wrede, sondern "weil er ein Feldherr war, ein guter."

Und auch im heutigen München gibt es noch Zeugnisse für den Erfolg des Feldmarschalls: Die Arcisstraße, die Barer Straße und die Brienner Straße, die nach Schlachten benannt wurden, die der Fürst von Wrede gewann - gegen Napoleon.

Der Nachfahre des Ministers

Und auch ein weiterer Nachfahre tritt bei der Buchpräsentation auf und spricht über seinen Ahnen. Graf Tassilo von Montgelas' Vorfahre Graf Maximilian von Montgelas war ein bedeutsamer bayerischer Minister und Staatsreformer und hauste dazu einst am Schauplatz des Vortrags.

Das Palais Montgelas mit dem Königssaal gehört heute zwar zum Bayerischen Hof, ein sechs Meter hohes Aluminiumstandbild der Künstlerin Karin Sander auf dem Promenadenplatz vor dem Haus erinnert aber immer noch an den Minister.

Innere Bilder

Die Inszenierung von Thomas Schulers Buch war sehr prunkvoll und gut durchdacht. Aber was bietet sein Buch abseits der Präsentation im Vergleich zu all den anderen zahlreichen Werken über Napoleon? Er selbst hat eine ganz einfach Antwort darauf: "Ich bin mit dem Anspruch herangegangen, das bei demjenigen, der das liest, wirklich innere Bilder entstehen. So wie im Kino, nur vor dem inneren Kino."

Geschichte müsse nicht trocken und langweilig sein. Deshalb sei es sein Ziel gewesen, einerseits wissenschaftlich fundiert zu schreiben, andererseits aber auch die Emotionen, Abläufe und Gedanken der vergangenen Zeit lebendig werden zu lassen. Schulers Ziel geht auf: Mit kleinen Anekdoten schafft er es, dem Publikum die Lebenswelt des Franzosen ein Stückchen näher zu bringen.

Für die Buchvorstellung waren es aber ein bisschen zu viel Informationen auf einmal: Mit etwa drei Stunden reiner Vortragszeit war die Präsentation trotz der spannenden Fakten und Geschichten einfach zu lang. Der Leser des Buchs hat hier den klaren Vorteil, dass er das Buch zwischendurch zur Seite legen kann und die vielen kleinen Geschichten auf sich wirken lassen kann.

Vom Schnurrbart zur Hochzeit

Eine besonders nette Anekdote war beispielsweise die Geschichte der Vermählung von Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais mit der bayerischen Prinzessin Auguste Amalie von Bayern.

Napoleon hatte seinen Stiefsohn zu diesem Zweck aus Italien kommen lassen. Vor der Heirat musste er aber noch ein Hindernis entfernen lassen: den gewaltigen Schnurrbart von Eugène de Beauharnais. Dieser ließ ihn gar zu kriegerisch aussehen, was die Prinzessin nicht mochte. Eine gute Entscheidung, denn aus der gestifteten Ehe entwickelte sich eine Liebesbeziehung.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie