Best Of
Serien-Highlights 2015
Über die Feiertage läuft nur Mist im Fernsehen? Hier kommt Abhilfe: Das kleine ABC der besten Shows des Jahres. Vorsicht: Spoiler!
Egal, ob ihr lieber Cartoons, Krankenhausserien oder politische Thriller mögt: Bei unseren Serien-Highlights 2015 ist für jeden Geschmack etwas dabei. Nur entscheiden, mit welcher dieser Shows ihr jetzt eure wertvolle Lernzeit verschwendet, das müsst ihr noch selber.
Bojack Horseman (Netflix)
Ein Pferd als abgehalfterter Fernseh-Star: In erster Linie klingt die Kernidee bescheuert. Und Bojack Horseman ist auch bescheuert. Aber so clever war bescheuert noch nie - oder derart gut darin, die Zuschauer innerhalb nur einer Szene laut zum Lachen und dann fast zum Weinen zu bringen. Dass es sich hier um einen Cartoon über sprechende Tiere handelt, rückt erstaunlich schnell in den Hintergrund.
Bojack ist Alkoholiker, Zyniker und verloren in Hollywood, denn nach Ende seines Sitcom-Erfolgs in den Neunzigern ist seine Schauspielkarriere quasi nicht existent. So klammert er sich an jeden noch so kleinen Rest Ruhm, der ihm übrig bleibt. Dabei sind seine Eskapaden nicht selten geschmacklos, aber damit nicht minder realistisch. Bojack Horseman ist scharfe Satire, die auch vor den unbequemsten Themen nicht zurückschreckt: sensationsgierige Journalisten, abgestürzte Kinderstars, Sex-Skandale und vertuschter Missbrauch. Die zweite Staffel präsentierte sich dieses Jahr umso selbstbewusster und bissiger. Und als wäre das nicht genug, schafft sie es zwischen all den Hot Topics und Insider-Witzen auch noch, ihre Charaktere ernst zu nehmen: Selten bieten Cartoons eine derartige Weiterentwicklung und deep, deep feels. Damit ist die Serie locker eine der originellsten Animationen seit den Hochzeiten von Simpsons und South Park.
Brooklyn Nine-Nine (FOX)
Noch nie war Polizeigewalt so lustig wie im 99. Polizeirevier von Brooklyn. Die jungen Kriminalbeamten wetten, wer mehr Verbrecher zur Strecke bringen kann oder haben Affären im Verhörzimmer. Zwei schrullige ältere Kollegen wollen sich mit jedem Mittel vor Arbeit drücken. Und der Chef wird nach dem Handyspiel „Kwazy Cupcakes“ süchtig, das er sich von seiner sarkastischen Assistentin empfehlen lässt.
Brooklyn Nine-Nine hat alles, was eine gute Workplace-Comedy braucht: Ein scheinbar gewöhnliches Arbeitsumfeld, gespickt mit unterhaltsamen und gegensätzlichen Charakteren, Running-Gags, Slapstick-Einlagen, wunderbare Undercover-Einsätze in schrägen Kostümen, aktuelle Bezüge und Schauspieler mit Stand-Up-Erfahrung, die wissen, wie eine Punch-Line gesetzt werden muss. Jede Menge Gastauftritte von bekannten Schauspielern versüßen diesen Mix noch. Der tägliche New Yorker Polizei-Wahnsinn wird seit 2013 in 20-minütigen Episoden geliefert. 2014 wurde Brooklyn Nine-Nine mit zwei Golden Globes ausgezeichnet. Seit Ende September 2015 läuft bereits die dritte fantastische Staffel.
Club der roten Bänder (VOX)
Der Club der roten Bänder war wohl die Serienüberraschung des Jahres. Der Grund: Die Serie ist deutsch - womit sie bei vielen wahrscheinlich längst in der Schublade „Sat.1 Spielfilm“ abgelegt wurde - und gleichzeitig die erste Eigenproduktion des TV-Senders VOX.
Sowohl die Top-Einschaltquoten als auch die Lobeshymnen der Kritiker beweisen aber, dass sich ein genaueres Hinsehen durchaus lohnt. Der Club der roten Bänder basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt die Geschichte von sechs Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen im Krankenhaus sind. Obwohl es hier unter anderem um einen 16-jährigen Jungen mit Krebs oder einen 10-jährigen Koma-Patienten geht, beschäftigt sich der Plot vor allem mit Alltagsthemen wie der ersten Liebe, der Scheidung der Eltern und der Abenteuerlust einer Gruppe Teenager. Durch das starke Drehbuch und die talentierten Nachwuchs-Schauspieler hat es die Serie nicht nötig, jede Folge mit dramatischen Wendungen und Schicksalsschlägen zu überladen. Gerade diese ruhige Machart macht den Club der roten Bänder außergewöhnlich authentisch und mitreißend. Protipp: Taschentücher unbedingt in Reichweite aufbewahren!
Marvel's Daredevil (Netflix)
Erinnert Ihr euch noch an die furchtbare Verfilmung von Daredevil mit Ben Affleck anno 2003? Diese könnt ihr seit April 2015 zum Glück vergessen. Seitdem ist mit Charlie Cox als Daredevil nämlich ein echter Teufel in den Straßen von Hell's Kitchen unterwegs! Mit Marvel's Daredevil präsentierte Netflix in diesem Jahr eine düstere Variante des Marvel Universums, welche in 13 Episoden die Entwicklung des blinden Anwalts Matt Murdock zum selbsternannten Rächer seines Viertels zeigt.
Während die Kino-Umsetzungen des Marvel-Imperiums buntes Popcorn-Kino garantieren, stellt Daredevil den düsteren Abgrund dar. Dreckig, brutal und unverblümt präsentiert die Serie das alltägliche Bild, wenn Iron Man und Co. gerade nicht zur Stelle sind, um die Menschen zu retten. Nach Agents of S.H.I.E.L.D. ist Marvel's Daredevil die zweite Serie, die im Marvel Cinematic Universe spielt. Damit noch nicht genug: Sie stellt den Auftakt von insgesamt vier geplanten Netflix-Serien dar, die schließlich in eine Crossover-Serie namens Marvel’s The Defenders führen sollen. Eine TV-Variante der Avengers, wenn man so möchte.
Fargo (Netflix)
„So gut”, wird jeder antworten, der Fargo bereits gesehen hat und nach seiner Meinung gefragt wird. Und dieses “so gut” reicht, um sich mal die erste Folge anzuschauen und am Ende gar nicht mehr aufhören zu wollen.
Fargo erzählt von schonungslos brutalen Mordserien in der Gegend Minnesotas. Das war in Staffel 1 schon so, und beim Coen-Klassiker von 1996, dem Film Fargo, war das ganz genauso. In Staffel 2 gibt es nicht mehr so arg viel Schnee, auch die Geschichte ist fast unabhängig, und trotzdem bleibt vieles beim Alten: Immer noch das stimmungsvolle “This is a true Story”-Intro bei jeder Folge, immer noch ein großartiger Soundtrack, den man beim Zähneputzen vor sich hin summt. Und Aufnahmen, die jedes Mal ein bisschen Kunst sind. Dazu eine Geschichte, die keine langweiligen Übergangsfolgen braucht, um spannend zu bleiben. Da verzeiht man Drehbuchautor Noah Hawley sogar, dass sein “This is a true Story” in Wahrheit nur ein Stilmittel ist.
House of Cards (Netflix)
Lügen, Mord und Intrigen - darauf baut auch die dritte Staffel des Netflix-Polit-Thrillers House of Cards. Nachdem Hauptcharakter Frank Underwood es endlich geschafft hat, Präsident der USA zu werden, muss er sich nun an der Macht halten. Dafür stellt er sich einem Wahlkampf mit der populären Heather Dunbar. Als Präsident kümmert sich Frank Underwood jetzt auch um außenpolitische Probleme, seine Frau Claire soll ihm dabei als UN-Botschafterin helfen. Doch der Konflikt mit Russlands Präsident Viktor Petrov sorgt für eine Ehe-Krise der Underwoods.
Die dritte Staffel ist eine starke Fortsetzung der bisherigen Serie, da sich die Charaktere stetig weiterentwickeln. Neue Charaktere, insbesondere das Putin-Lookalike Petrov, bringen immer wieder andere Facetten in das Machtspiel. Die zahlreichen Nebenschauplätze der eigentlichen Haupthandlung reißen mit und sind alles andere als Lückenfüller. Viele Episoden lassen den Zuschauer am Ende perplex zurück und auch das Staffelfinale wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Das macht auf jeden Fall auf die vierte Staffel neugierig, die im März 2016 erscheinen soll.
Marvel's Jessica Jones (Netflix)
Nach Marvel's Daredevil veröffentlichte Netflix zum Jahresausklang mit Marvel's Jessica Jones die zweite ihrer geplanten Marvel-Serien. Diese lässt sich grob mit drei Worten beschreiben: Rauchen, Saufen und Gewalt – das alles ist Jessica Jones (Krysten Ritter).
Damit ist sie alles andere als eine typische Heldin aus dem Marvel-Universum. Und genau das macht die New Yorker Privatdetektivin mit Superkräften so sympathisch. Sie ist eben nicht wie viele der glitzernden „Alles wird gut“-Helden aus dem Cinematric-Universe. Sie ist einfach echt – abgesehen von ihrer übermenschlichen Kraft und ihrer Fähigkeit zu fliegen, oder wie sie es beschreibt, ihrer Fähigkeit, hoch zu springen, um anschließend gesteuert zu fallen. Alles in allem muss man sagen: Marvel's Jessica Jones ist die bislang realistischste Comic-Adaption und definitiv eine der besten Serien des zurückliegenden Jahres.
The Knick (Cinemax)
Fernsehen ist das neue Kino: Längst sind TV-Karrieren kein Plan B mehr für gescheiterte Schauspieler, und das merkt man nicht zuletzt an den vielen großen Namen Hollywoods, die mehr und mehr die Freiheit von Fernsehformaten zu schätzen wissen. Regisseur Steven Soderbergh zum Beispiel: Nach Ocean's Eleven und Co. darf The Knick von seinem scharfen Auge fürs Detail profitieren. Und Clive Owen ist auch noch mit dabei.
Gelistet wird The Knick als Krankenhausserie, hat aber mit Emergency Room und McDreamy genauso wenig zu tun wie Doctor Who. Es geht um Fortschritt und Intrigen an einer New Yorker Klinik zu Beginn des 20. Jahrhunderts - zwischen medizinischen Experimenten, Rassentrennung, industriellem Fortschritt und Drogenmissbrauch. Die Serie kann selbst Fernsehfans begeistern, die sonst nicht auf Period Drama stehen, denn sie ist ihrer Zeit weit voraus und überzeugt mit starken Charakteren und spitzen Dialogen. Nur ist sie nichts für schwache Nerven: Denn Operationen gibt's hier viele, und zwar alle ohne Abdeckung oder hygienische Vorsicht. Und trotzdem verlangt es gehörige Selbstkontrolle, nicht beide Staffeln in einer Sitzung durchzuschauen. The Knick ist Rauschgift in Serienform.
The Man in the High Castle (Amazon Prime)
Was wäre, wenn die Alliierten 1945 nicht als Gewinner des Zweiten Weltkrieges hervorgegangen wären, sondern die Nazis den Krieg gewonnen hätten? Die Amazon-Serie The Man In The High Castle stellt sich genau dieser Frage und liefert eine beängstigende Antwort: Adolf Hitler lebt, während die USA besiegt und von den Siegermächten Deutschland und Japan geteilt wurden. Und doch scheint es Hoffnung zu geben: kleine Filme, die das uns vertraute Bild vom Kriegsende präsentieren und von einem Mann mit dem Decknamen “The Man in the High Castle“ stammen. Doch wer steckt hinter dieser Person und woher hat sie diese Filme?
Vor allem optisch versteht The Man in the High Castle es zu überzeugen – und zu verunsichern. Der typische Look der USA in den 60ern wird mit der Symbolik und Brutalität des Naziregimes vermischt. Gewalt, Einschüchterung und Angst prägen die Welt in dieser alternativen Geschichtsvariante; und es ist nicht sofort klar, wer gut und wer böse ist.
Master Of None (Netflix)
How I Met Your Mother war euch zu sehr auf schnelle Gags und Slapstick getrimmt? Clevere Sitcoms der 90er wie Seinfeld kennt ihr nur aus Erzählungen? Wie wäre es dann mit einer frischen Serie, die das Potential hat, Kult-Status zu erreichen? Wir präsentieren: Master Of None!
Die Serie von und mit Aziz Ansari – er ist Hauptdarsteller, Koproduzent, Drehbuchautor und Regisseur – ist alles andere als eine typische New-York-Sitcom. Sie ist deutlich intelligenter, tiefgehender, ehrlicher mit sich selbst, und bringt die Serien-Klischees junger New Yorker in das Jahr 2015: multiethnisch und mit einem durch und durch von Technologie geprägten Leben.
Master Of None brilliert neben seiner Geschichte rund um erste Gedanken an eigene Kinder (obwohl man sich selbst noch kaum erwachsen fühlt), Erfahrungen mit aufdringlichen Liebhabern und der Diskriminierung im Alltag, vor allem durch Ironie und spitzfindige Dialoge – und vielleicht am wichtigsten: durch sympathische Darsteller.
Mr. Robot (USA Network)
"eps1.0_hellofriend.mov", so heißt die erste Folge, und mit "Hello, friend" wird auch der Zuschauer direkt vom apathisch in sich hinein murmelnden Antihelden dieser Serie begrüßt. Die berühmte vierte Wand wird hier ständig gesprengt, genau wie gängige Gesellschaftswerte. Das macht Mr. Robot zu einem anspruchsvollen Highlight dieses Fernsehjahres, das volle Aufmerksamkeit fordert, sie aber auch spektakulär belohnt.
Im Kern geht es um eine Cyber-Revolution, die alle finanziellen Schulden auslöschen soll: Robin Hood irgendwo zwischen Fight Club und der Matrix also. In diese anarchische Verschwörung rutscht Protagonist Elliott (Golden-Globe-Kandidat Rami Malek) völlig ungewollt. Er ist Hacker und antisozialer Nerd, der seine Nächte lieber auf Morphium mit Goldfisch Qwerty verbringt, als sich mit anderen Menschen herumzuschlagen. Elliott hat also nichts mit den typischen TV-Helden zu tun und ist damit so gewagt und komplex wie der Rest der Show, von den cleveren Dialogen und unerwarteten Wendungen bis zur ganz eigenen, filmischen Ästhetik, die locker auch auf großer Leinwand bestehen könnte. Mr. Robot ist spannend, mutig und erstaunlich witzig - und damit ein Thriller, der weit mehr als nur ein Nischenpublikum bedient. Die zweite Staffel ist für 2016 eingeplant.
Narcos (Netflix)
Am Ende der letzten Narcos-Folge von Staffel 1 fragt man sich schon, wieso man so lange zugesehen hat. Es bedrückt aber eben nicht nur, sondern fasziniert auch zu sehen, wie der Kolumbianer Pablo Escobar (Wagner Moura) das Drogenkartell Medellín gründet und die USA mit Kokain flutet. Er wird immer mächtiger und bald von sämtlichen kolumbianischen Behörden sowie dem amerikanischen Geheimdienst gejagt.
Die Geschichte beruht dabei auf wahren Begebenheiten, und eine Stärke der Serie ist, wie die Produzenten genau das nutzen: An mehreren Stellen weben sie originale Fernsehaufnahmen von Escobar ein. Sie zeigen echte Nachrichtenberichte aus den 1980er Jahren zu verschwundenen, entführten und ermordeten Menschen. Natürlich werden manche Ereignisse gekürzt oder dazugeschrieben. Narcos bleibt Fiktion. In jeder Folge wird aber trotzdem durch unzählige authentische Details und mit viel Aufwand eine Spannung kreiert, wegen der man nicht ausschalten möchte. Obwohl es keinen einzigen Charakter gibt, mit dem man sich so richtig identifizieren kann oder – eher noch – möchte, macht Narcos einfach süchtig. Zum Glück wird schon im nächsten Jahr neuer Stoff geliefert.
Penny Dreadful (Showtime)
Zwei Worte: Eva. Green. Ihre Vanessa Ives ist gleichzeitig stark und gebrochen, arrogant und einfühlsam, nahbar und mysteriös. Die unfassbare schauspielerische Leistung für diesen Charakter, der immer mehr von seinen äußeren und inneren Dämonen verfolgt wird, hat der Französin vollkommen zurecht eine Nominierung bei die nächsten Golden Globes eingebracht. Auch die gesamte Serie nimmt in der zweiten Staffel mehr Fahrt auf. Der anfangs noch etwas farblos wirkende Dorian Gray (Reeve Carney) gewinnt immer mehr an Profil und auch Victor Frankenstein (Harry Treadaway) entwickelt sich zu einem spannenden Charakter, quasi als einsamer Doogie Howser mit ausgeprägtem Burn-Out Syndrom.
In der letzten der zehn Folgen sind viele der Hauptcharaktere über die ganze Welt verstreut, was den Gedanken an die dritte Staffel etwas schwierig macht, schließlich lebt die Serie auch von ihrer wunderbar düsteren Darstellung des viktorianischen London. Also: Fans klassischer Literatur, die dem Übernatürlichen nicht abgeneigt sind, sollten schnell einsteigen, bevor Penny Dreadful den Zenit überschreitet.
Sense8 (Netflix)
Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Diese Frage darf man sich zweifelsohne stellen, sobald man die 12 Folgen der ersten Staffel von Sense8 gesehen hat. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen nämlich acht fremde Menschen - mittendrin Max Riemelt - aus verschiedenen Ländern, die aus unersichtlichen Gründen mental und emotional verbunden sind.
Zwar bietet die Storyline im Verlauf von Staffel 1 noch Luft nach oben, wenn es jedoch um Bildsprache und musikalische Untermalung geht, bleibt Sense8 positiv im Gedächtnis. Ganz nebenbei haben es die Wachowski-Geschwister (Matrix) mit ihrer Idee und Umsetzung der Netflix-Serie nach Rohrkrepierern wie Jupiter Ascending oder Speed Racer endlich zurück in die Erfolgsspur geschafft. Sie zeigen eindrucksvoll, wieso sie zu den kreativsten und innovativsten Köpfen der Film- und jetzt auch Serienbranche gehören.
True Detective (HBO)
Neuer Ort, neue Charaktere, neue Handlung: Das Konzept von True Detective liefert für jede Staffel ein anderes Setting. Staffel 2 spielt in der kalifornischen Kleinstadt Vinci. Dort ist so ziemlich jeder korrupt, auch Detective Ray Velcoro. Doch ein Mord an einem Beamten wirbelt plötzlich Staub auf und Velcoro muss diesen zusammen mit den beiden Detectives Bezzerides und Woodrugh untersuchen. Dabei decken sie zahlreiche dubiose Geschäfte auf und geraten in eine gefährliche Verschwörung.
Wie schon in der ersten Staffel liefert True Detective ein bedrückendes Gefühl frei Haus. Alles ist düster und heruntergekommen, und beinahe alle Charaktere haben dunkle Geheimnisse. Die Detectives missachten ständig das Gesetz, und hinter jeder Ecke lauert Verrat. Das sorgt für einen hochklassigen Krimi-Thriller, bei dem erst wirklich zum Schluss klar wird, wer hinter der ganzen Sache steckt. Aus einem mit Stars besetztem Cast sticht zudem Colin Farrell in seiner Rolle als psychisch völlig labiler Detective hervor, sodass man sich von seinem Schicksal kaum losreißen kann.
Unbreakable Kimmy Schmidt (Netflix)
Eine junge Frau, die 15 Jahre lang gemeinsam mit drei anderen Frauen von einem Sektenführer in einem Bunker festgehalten wurde und nun zum ersten Mal wieder frei sein kann - das klingt erst einmal nicht nach höchst komödiantischem Material.
Tina Fey und Robert Carlock verwandeln den Ausgangsplot der Serie Unbreakable Kimmy Schmidt aber in Komik vom Feinsten – mit so einigen Abgründen. Was anfangs ziemlich finster und deprimierend daherkommt, entwickelt sich zu einer lebensbejahenden Entdeckungsreise für Kimmy, die nach ihrer Befreiung so einiges zu entdecken und aufzuholen hat.
Zwischen knallbunter Ausstattung, rasantem Tempo und vielen Skurrilitäten nimmt Unbreakable Kimmy Schmidt kein Blatt vor den Mund: Teilweise bitterböse, teilweise zuckersüß sind nicht alle Gags der Serie Volltreffer, Kimmys unbeugsamer Optimismus ist allerdings so ansteckend, dass Unbreakable Kimmy Schmidt trotz, wegen und durch den eigentümlichen Plot und die volle Bandbreite an nicht immer gelungenen Gags reines Feel-Good-Fernsehen mit Suchtpotential ist.
UnREAL (Lifetime)
Inspiriert von wahren Erlebnissen, die die Autorin Sarah Gertrude Shapiro während ihrer Arbeit bei der Dating-Show The Bachelor machte, erzählt sie in UnREAL von den Figuren hinter den Kulissen der Kuppelshow. Zwar heißt die Sendung hier Everlasting und es wird kein direkter Bezug auf das Vorbild genommen, doch die Satire trifft trotzdem wie die Faust aufs Auge.
Mit einprägsamen Charakteren, unerwarteten Wendungen und einer Menge schwarzem Humor zeigt UnREAL die Geschehnisse hinter den Kulissen des modernen Fernsehens, die denen vor der Kamera in Sachen Drama in nichts nachstehen, im Gegensatz dazu aber ungeschminkt und natürlich daherkommen. Die beiden Hauptfiguren, die abgebrühte Sendeleiterin Quinn und die moralisch zwiegespaltene Produzentin Rachel, entwerfen die abgefahrensten Storys, manipulieren und täuschen auf der Jagd nach der ultimativen Show, während ihnen gleichzeitig ihre eigenen Leben um die Ohren fliegen. Spannend, sarkastisch und einzigartig.
The Walking Dead & Fear The Walking Dead (AMC)
Seien wir ehrlich: Wer The Walking Dead bis zur sechsten Staffel angeschaut hat, hört jetzt auch nicht mehr auf. Außerdem spricht so einiges für die aktuell noch laufende Staffel. Nach einem kleinen Durchhänger im letzten Jahr nimmt die Handlung wieder mehr Fahrt auf, neue Charaktere wurden eingeführt und echte Schocker dazu gemischt.
Viel spannender im Jahr 2015 war allerdings das neue Projekt des Senders AMC. Zur schon laufenden Talk Show The Talking Dead wurde eine neue Spin-Off Serie ausgestrahlt, bei der die Handlung noch mehrere Wochen vor der großen Zombie Apokalypse einsetzt. Bei Fear the Walking Dead sieht man erst nur einzelne Angriffe der Untoten in LA, die langsam immer weiter zunehmen.
Für Fans des Originals ist das Spin-Off manchmal zwar unerträglich, weil man einfach schon mehr weiß als die Hauptcharaktere. Man möchte sie manchmal packen und ihnen zurufen, was sie machen sollten. Aber das ist gleichzeitig auch das Interessante an dem Projekt: Jeder weiß, wohin es sich entwickeln wird und was die Personen noch mitmachen werden, aber keiner weiß, wie es passieren wird - oder wer dann noch lebt.