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DOK.Fest 2016

So viel Doku

Quelle: © DOK.Fest München 2016

Dieses Jahr stehen besonders viele Filme zum Thema Migration auf dem Programm.

Und so wenig Zeit: Ab dem 05. Mai ist München zehn Tage lang im Doku-Fieber. Was ihr nicht verpassen dürft.

151 Dokumentationen aus 42 unterschiedlichen Ländern mit völlig unterschiedlichen Perspektiven: Vom 05. bis zum 15. Mai bietet das DOK.Fest ordentlich Material. Mit seinem umfangreichen Programm kann es aber auch ganz schön überfordern. Wir haben für euch deshalb ein paar Highlights rausgepickt.

Forget Me Not (DOK.transit)

Tragische Flüchtlingsstories hören wir in den Medien genug, aber die anonymen Schicksale tausender Menschen auf der Flucht berühren nicht annähernd so stark wie dieser Film. Er geht besonders an die Nieren, nicht nur, weil er so unverblümt und nah am Geschehen bleibt, sondern weil es ausschließlich um Kinder geht. "Forget Me Not", Vergiss mein nicht, will Flüchtlingskinder in Erinnerung behalten, selbst nachdem sie ohne Vorwarnung abgeschoben wurden. Zwischen bangem Hoffen, Trauma und dem unbeschwerten Spiel mit neuen Freunden liegt eine ganz eigene Welt. "Forget Me Not" ist schockierend und roh und einfühlsam zugleich. nc

Homo Sapiens (DOK.deutsch)

Science Fiction als Doku: Geht das? Tatsächlich lässt sich "Homo Sapiens" schwer als Dokumentation einordnen, denn es passiert absolut gar nichts. Keine Handlung, keine Dialoge, keine Menschen. Alles, was wir hören, sind Regenschauer, zugige Gemäuer oder flatternde Tauben. Regisseur Nikolaus Geyrhalter blickt auf die verlassenen Orte dieses Planeten und entwirft damit eine erstaunlich ästhetische, postapokalyptische Welt - eben ohne Menschen. Das kann genauso meditativ sein wie verstörend und ist damit weit entfernt von der üblichen Doku-Erfahrung. Leise und trotzdem gewaltig. nc

K2 - Touching The Sky (DOK.panorama)

Trailer hier. Im "schwarzen Sommer" des Jahres 1986 sterben dreizehn Extrembergsteiger am K2, dem zweithöchsten Berg der Welt. 30 Jahre später bringt Eliza Kubraska die mittlerweile erwachsenen Kinder der toten Alpinisten an den Fuß des Berges. Mit tiefgehenden Interviews und bewusster Bildsprache wird die Ambivalenz zwischen Faszination und Tod am K2 verdeutlicht. „K2 – touching the Sky“ ist ein Bergfilm, der ganz ohne Gipfeljagd auskommt und sich auch nicht in emotionalen Dramen sult. Lediglich die ewige Diskussion über die Faszination der Berge hätte man sich in diesem Film sparen können. Die Kameraeinstellungen und Interviews der Überlebenden klären dies diskussionslos. fs

Our Last Tango (DOK.music - Open Air 2016)

María Nieves erzählt ohne Blatt vor dem Mund die Geschichte ihrer unglücklichen Liebe zu Juan Carlos Copes – und die ihrer ungebrochenen Liebe zum Tango. Beides ist eng miteinander verflochten, denn María und Juan hatten als Tanzpaar einst auf einmalige Weise die Geschichte des Tangos geprägt. Die wichtigsten Episoden aus ihrer Vergangenheit werden im Film von Tänzern und Schauspielern nachgestellt, um den jeweiligen Zustand der Beziehung zu verdeutlichen. Der Zuschauer verliert sich jedoch nicht lange in diesen Fiktionen, da diese immer wieder aufgebrochen werden. Die technischen, aber auch musikalischen Kunstgriffe machen „Our last Tango" zu einem der besten Tanzfilme. Dazu kommt eine echte, ungeschönte und trotzdem anrührende Liebesgeschichte – ohne Happy End. Nur für den Film trafen sich María und Juan noch einmal und tanzten ihren letzten Tango. ep

Vom Töten Leben (Münchner Premieren)

Infos hier. Kriegsdokumentationen spielen meistens in Kriegsgebieten. Diese aber spielt in Deutschland, genauer in Oberndorf. Dort gibt es keinen Krieg, aber den Waffenhersteller Heckler und Koch. Bereits 1984 besuchte Wolfgang Landgraeber den Ort, um einen Film zu drehen. Wie können Menschen vom Töten leben? Ist das mit ihrer Moral vereinbar? Die Vorführung des Films löste eine große Diskussion aus. 2016 kehrt Landgraeber nun zurück: Er wird sofort erkannt und gemieden. Die Oberndorfer nehmen ihm „Fern vom Krieg“ von 1984 immer noch übel. "Vom Töten Leben" ist eine interessante Dokumentation, die einen Einblick gewährt, wie die Stadt und ihre Bewohner mit ihrem Ruf als Kriegsunterstützer umgehen. Seit 1984 scheint sich nichts geändert zu haben: Oberndorf kommt vom teuflischen Pakt mit den Waffen nicht los. rs

Wer hat Angst vor Sibylle Berg? (DOK.special)

Schriftstellerin Sibylle Berg polarisiert. Ihr Zynismus verhilft ihr zum Erfolg. Doch wer ist der Mensch dahinter? Das bleibt bis zuletzt ein Geheimnis. Der Film ist größtenteils mit einer wackeligen Handkamera gefilmt, die Sibylle Berg ständig begleitet. Dadurch entsteht eine gewisse Intimität, als würde ein Youtuber seine Zuschauer mit auf eine Roomtour bei sich zu Hause nehmen. Dazu gehört auch, dass es manchmal so sehr rauscht, dass eingeblendete Untertitel nötig sind. Auf Fragen, die aus dem Off gestellt werden antwortet die Schriftstellerin ehrlich, wirkt zerbrechlich und schön. Dann hat man wieder das Gefühl, sie versteckt sich hinter einer Maske, spielt eine Rolle, spielt auch mit den Regisseurinnen hinter der Kamera, die sie ihre „Doku-Schlampen“ nennt. Auf Dauer ist es etwas ermüdend, einer Frau zuzuhören, die nicht daran interessiert ist, sich in die Karten schauen zu lassen. Aber auch wenn die Schriftstellerin bis zum Schluss rätselhaft bleibt, ist „Wer hat Angst vor Sibylle Berg“ eine interessante Dokumentation der etwas anderen Art.  jr

Zweikämpfer (DOK.deutsch)

Trailer hier. Eine Fußball-Doku über Einzelschicksale statt großer Skandale oder Sommermärchen: Das ist selten. Die Protagonisten sind vier ehemalige Bundesligisten: früher gefeiert mit zigtausenden Fans im Stadion, jetzt ohne Vertrag, ohne Arbeit und ohne Alternativen. „Zweikämpfer“ zeigt das nervenaufreibende Warten auf einen Vertrag, die Ausweglosigkeit in einem Leben, das sich ausschließlich um Fußball dreht und die Familie, Frauen und Kinder, die diesem Schicksal mit ausgeliefert sind. Es ist ein unangenehmer Weg, durchkreuzt von Fragen der Familie, vom Gang zum Amt, vom Probetraining in vietnamesischen Dörfern - ein Weg, der bis zum Schluss spannend bleibt. Denn im Laufe des Films wird nicht nur mit dem Klischee des reichen Fußballers gebrochen, sondern auch die Spannung aufgebaut, wie diese Lebenswege weitergehen sollen. he


Ausführliche Rezensionen und Infos zum DOK.Fest 2016 hört ihr in der Filmfabrik, am 04.05. um 19 Uhr (und im Anschluss in unserer Mediathek).

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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