Other Lives am 14.11.2011 in der Kranhalle
Das Leben der Anderen
„Kann jemand, der diese Musik wirklich gehört hat, ein schlechter Mensch sein?“
Dieser Satz aus dem namentlich verwandten Film „Das Leben der Anderen“ beschreibt die Stimmung nach einem Konzert der Other Lives wohl äußerst treffend. Denn nach einem Konzert des Oklahomer Quintetts fühlt man sich musikalisch gereinigt. Mit dem nächsten Album werden sie amerikanische Folkgrößen wie etwa Midlake oder Fleet Foxes. Seht sie noch unverbraucht - das Konzert wird euch präsentiert von M94.5
Einmal im Jahr tummeln sich zehnmal so viele Leute im 5000-Seelen-Dörfchen Haldern wie gewöhnlich. Zum Haldern-Pop-Festival versammelt sich die elegant-abgehalfterte Indiefolkmeute nahe der niederländischen Grenze. Die Erwartungshaltung - neue feine Töne zu entdecken - ist hoch. Am Dorfplatz gibt es eine robust-ehrwürdige Backsteinkirche, einen robust-gebauten Metzger, ein feines Hotel mit angegliedertem Restaurant und feingliedrigem Porzellan. Und 20 Meter davon entfernt kuschelt sich eine unspektakuläre Häuserzeile ins Idyll. Einziger Störfaktor: Ein 200PS-Traktor, der alle halbe Stunde durch den Ort walzt.
Besetzte Häuser klangen früher nach Ton, Steine, Scherben. Heute nach Other Lives.
Sobald aber der Traktorlärm verhallt ist, durchdringen zarte Gitarren-Akkorde die klare Nordluft. Drei Fenstersimse sind voll besetzt, davor eine Schlange ehrfürchtig erstarrter Menschen. Sie erhaschen durch die Fenster kurze Blicke ins Innere des Hauses - auf eine kleine Bühne. Auf der Bühne stehen, sitzen, buckeln sich die Other Lives. Sie spielen Gitarre, arbeiten sich an der Orgel ab und zupfen den Kontrabass in harmonischer Eintracht. Auf dem diesjährigen Haldernpop wohl einer der emotionalsten Konzertmomente.
„Kann jemand, der diese Musik wirklich gehört hat, ein schlechter Mensch sein?“
Dieser Satz aus dem namentlich verwandten Film „Das Leben der Anderen“ beschreibt die Stimmung nach dem Konzert wohl äußert treffend. Denn nachdem die Indiefolker aus Oklahoma ihre säuselnden Melodien in hymnenartigen Songwriting verpackt, präsentiert haben, fühlte sich jeder Zuhörer gereinigt. Die Zugabe des Leonard Cohen Covers „The Partisan Song“ tat noch seinen Teil dazu, doch eigentlich hatten alle Zuhörer den inneren Frieden schon vorher gefunden. Die Other Lives spielten alle Songs ihrer beiden Alben „Other Lives“ und „Tamer Animals“. Eines schöner als das andere.
Zwischen Midlake, Fleet Foxes, Mumford & Sons und the National
Das Quintett um Jesse Tabish, dem zurückhaltend sympathischen Sänger, wird wohl immer in dieser Kluft amerikanischer Folkgrößen verhaftet bleiben. Other Lives werden auch genauso groß werden, behaupte ich. Umso wichtiger, ihren kammerpoppigen Neo-Folk jetzt noch in der beschaulichen Kranhalle zu hören.
Wer: Other Lives
Wann: 14.11.2011
Wo: Kranhalle @ Feierwerk
Beginn: 20:30 Uhr
Veranstalter: Propeller Music